Kartoffeln Kartoffeln Kartoffeln

 

So, nach 6 Wochen Arbeit schaffe ich es nun endlich den dazugehörigen Blogeintrag zu verfassen. Mittlerweile ist die Arbeit mit den Kartoffeln seit gestern beendet und es gibt doch einiges zu erzählen, das sich ereignet hat.. Also ganz zurück zum Anfang!

 

Als ich angekommen bin, bin ich auch erstmal am Haus vorbei gefahren und hab es erst einige Zeit später gefunden. Dann war ich mir auch nicht sicher, ob ich überhaupt beim richtigen Haus bin, da ich niemanden gefunden habe obwohl ich schon 5 mal drum herum gerannt bin und einfach hinein gehen wollte ich auch nicht. Wäre möglich gewesen, denn die meisten Australier (auf dem Land) lassen einfach immer ihre Tür unabgesperrt. Aufeinmal kam dann doch jemand aus dem Haus und hat mir gleich alles gezeigt, Josh, der einzige Mann hier. Ich dachte, es wäre mehr gleichmäßig verteilt, aber hab dann erfahren, dass Andrew unser Chef nur deutsche Frauen hier haben will zum Arbeiten und einen Mann für die Reparaturen etc. , in diesem Fall Kanadier. Die anderen Mädels Sina und Rebecca hab ich dann etwas später auch gleich kennen gelernt und natürlich die Babykatze, die ich anfangs noch ganz süß fand, aber das hat sich im Laufe der Zeit drastisch geändert, mehr dazu später.

 

Am nächsten Morgen begann dann schon mein erster Arbeitstag. Wir wechseln uns immer ab mit dem Fahren, denn die Kartoffelfarm ist 25km entfernt und so verteilen sich die Spritkosten für jeden gleichmäßig. Mit uns 3 zusammen arbeitet noch Luke, Andrews Festangestellter, der den Gabelstapler fährt, uns sagt was wir zu tun haben (meistens ganz nett) und all den Papierkram für die Bestellungen erledigt. Eine Sache macht er immer, die wir alle hassen: Wenn der den Lastwagen mit neuen zu bearbeitenden Boxen vorfährt, hupt er mit dieser unglaublich verstörend lauten Hupe und ich fall vor Schreck fast von meinem Hocker. Andrew macht das auch, wenn er mal im Shed vorbei schaut und dann machen sie sich darüber lustig, das ist nicht nett. Die Menge an Arbeit hängt ganz von der Kartoffelsorte ab, wobei ich gar nicht gewusst habe, dass es sooo viele verschiedene Sorten gibt und die dann alle Namen haben wie Mariola, Snowden, Senna, Pink Kiss, Golden Delight, etc. Es gibt auch viele verschiedene Farben, wie das "normale" braun, gold, gräulich, komplett pink, rot, LILA, rosa Flecken und so weiter. Bin jetzt ein richtiger Kartoffelexperte.

 

Wir unterscheiden auch immer zwischen Certified, für die Kunden, und dem Seed, für Andrews Eigenbedarf zum Sähen. Dementsprechen müssen wir bei den Kartoffeln für die Kunden auch mehr arbeiten, da wir allen Dreck wie Steine, Stroh, Erdklumpen sowie verfaulte/kranke Kartoffeln und die mit Löchern alles gründlich aussortieren müssen, um die Säcke nur mit den Besten zu füllen, sonst gibts Ärger. Oftmals auch nach Größe, alles während die Kartoffeln mit einer gewissen Geschwindigkeit vor uns vorbei rollen. Beim Seed müssen wir nicht so pingelig sein, nur Dreck und die sehr geschädigten Exemplare raus, viel chilliger. Zwischendurch müssen wir immer sauber machen und wenn wir die Sorte wechseln sehr gründlich, jede Kartoffel muss dann aufgehoben werden, dass sich die Varitäten nicht vermischen. Ab und zu kommt es natürlich auch zu Problemen, das Band hängt, da sich eine Kartoffel oder ein Stein verkantet hat oder die Rollen, die die Kartoffeln vorwärts bewegen, springen aus der Fassung oder der Mülllift funktioniert nicht mehr und so weiter. Während dann an der Reparatur gearbeitet wird, packen wir in der Zeit Kartoffeln in kleine Tüten zum Verkauf. An meinem ersten Tag hing das Band nach kurzer  Zeit und als Luke es richten wollte, hat es einfach seine Hand in die Maschine gezogen!! Natürlich gleich den Stopp Knopf gedrückt aber seine Hand war da nun drin, und sah mehr als nur zermatscht aus. Ich bin da schon etwas eskaliert und dachte die sei jetzt wirklich Brei, aber er hat sie heraus bekommen und alles war noch dran und gut bis auf die Schmerzen natürlich.. Ein schrecklicher Moment.

Wenn nicht gerade etwas passiert, haben wir ein sehr entspanntes Umfeld, dürfen Musik hören, Luke ist meistens locker drauf und unser Chef ist eh der Beste everrr. Mit ihm kann man sich super unterhalten und er bringt uns sogar manchmal Essen wie Pommes, Ofenkartoffeln und Schokolade, so nett!

Eine Zeit lang kamen uns sogar drei Hunde besuchen, die wir immer ganz viel geknuddelt haben und ich hab sie so gern gehabt bis eines Tages, die Mutter der 3 heimlich meine Essenstüte gemopst hat und einfach meine Packung TimTams gefressen hat, nicht so nett! Irgendwann kamen sie auch nicht mehr.

 

 

 

In Rebeccas letzter Woche hat uns Andrew zum Essen in Camperdown eingeladen. So saßen wir alle für einen Abend zusammen, wir Backpacker, er und seine Familie, Luke und seine Familie und sein anderer Arbeiter Clem mit seinem Enkel. War ein schöner Abend mit gutem Essem und Clems Enkel hat sogar noch was auf dem Dudelsack gespielt, mega laut aber beeindruckend.

 

Als es dann soweit war, dass Rebecca uns verlässt haben wir uns entschlossen, unser letztes gemeinsames Wochenende in Melbourne zu verbringen und auf dem Weg bei Sinas Freund in Geelong vorbei zu kucken, der auf einer Eierfarm arbeitet und die Hunde hier gerade Welpen bekommen haben, zuckersüß!

 

 

 

 

In Melbourne haben wir uns für eine Nacht ins Hostel eingebucht um feiern zu gehen und nun brauchten wir jetzt natürlich erstmal einen Parkplatz und haben ein Parkhaus angesteuert. Als ich dann das Schild mit der Höhenbeschränkung 2.05m gesehen habe, habe ich den anderen gleich mitgeteilt, dass mein Auto mit dem ganzen Zeug auf dem Dach da nicht reinpassen wird, da ich schonmal mit Lolle in ein anderes Parkhaus mit 2.20m Höhe wollte und sogar das nicht gepasst hat, aber Rebecca meinte sehr zuversichtlich "Ach das geht schon, fahr rein!" und somit bin ich natürlich gefahren. Als wir dann auf Höhe des Schilds waren, meinten die Passanten draußen schon "nein ihr passt da nicht durch!", was ich mir schon gedacht hatte, aber hinter uns waren auch schon 10 andere Autos, alles hat sich gestaut. Jemand hatte dann die Idee, das Schild einfach hochzuheben und darunter durchzufahren und somit standen Josh und Rebecca auf den Seiten des Autos und haben es hochgehalten während ich darunter durch gefahren bin. Perfekt! Dachten wir uns.. Aber dann vor der Schranke stehend haben wir gesehen, wenn wir da reinfahren reissen wir die ganzen Wasserrohre runter, die da so tief von der Decke hängen. Also was machen wir? Es geht nicht vor und nicht zurück. Einzige Lösung: den Mist vom Dach machen. Nur war das Zeug ziemlich verwirrend befestigt und ich hatte keine Ahnung wie man die Spanngurte löst, da ich diese nach Lolles Abreise nicht einmal aufgemacht hatte. Trotzdem entschlossen aufs Dach gesprungen und versucht alles loszumachen mit Joshs und Rebeccas Hilfe auf den Seiten und Sina hat sich im Auto versteckt, weil es einfach so peinlich war.  Die leute hinter uns waren schon ziemlich angepisst und am nervigsten war eine Frau, die nichtmal hinter uns in einem Auto gewartet hat sondern einfach ein Fußgänger war und sich so aufgeführt hat, so eine Furie. Mit Aussagen wie "Sowas könnt ihr nicht machen, ihr haltet alles auf!!" wobei ich mir einfach gedacht hab JA ACH WAS, aber was sollen wir jetzt sonst machen mein Gott. Gesagt hab ich aber nichts, obwohl ich viele unhöfliche Worte für die Frau übrig hatte, da man außerhalb eine Polizeisirene gehört hat und ich nicht wusste ob die für uns war und wir es außerdem endlich geschafft hatten alles zu lösen, ins Auto mit uns zu stopfen und uns endlich ins Parkhaus verkrümeln konnten. Im Nachhinein können wir darüber lachen und der Rest des Aufenthalts in Melbourne war ziemlich geil. Sonntag haben wir Rebecca dann zum Flughafen gebracht und seitdem leben wir nur noch zu 3. hier.

 

 

 

 

Folgendes Wochende waren wir dann zur Abwechslung mal in Timboon um ein Paket von Josh abzuholen und Eis zu essen. Hier gibt es zahllose Michfarmen mit happy Kühen in der Gegend, weshalb das Eis auch etwas teurer ist, aber dafür sooo gut! Bestes, das ich je hatte.

 

Als nächstes folgt wieder eine schreckliche Geschichte. Fast immer wenn wir von der Arbeit nach Hause fahren ist es dunkel, so auch an diesem Tag. Auf  und Josh ist mit seinem Auto gefahren, ich auf dem Beifahrersitz. Auf einer langen geraden Strecke kamen uns mehrere Autos entgegen, das Erste auch noch schön mit Fernlicht an, das wir nichts sehen. Ich weiss wirklich nicht,welches Problem die Australier mit dem Fernlicht haben, egal wir oft man aufblendet oder soagr hupt, dass sie den Mist ausmachen, sie tuns einfach nicht! Is denen so egal. Auch in diesem Fall war er/sie/es zu dumm das extrem helle Licht auszumachen. In dem Moment, als die Autos an uns vorbei waren war es fast ganz dunkel und geblendet vom Licht des Vorgängers konnte man etwas schlechter sehen und genau als Josh sein Fernlicht angemacht hat, steht da so ein dummes fettes Wallaby vor uns in der Mitte unseres Fahrstreifens, keine Zeit zum Ausweichen oder Bremsen sondern sofort richtig mit 100 km/h gerammt und das Auto hat angefangen zu schleudern. Ich hab mich einfach nur eingekrallt und war zu geschockt um überhaupt zu schreien und Josh hat versucht das Auto mit radikalem Gegenlenken auf der Straße zu halten und wir nicht von der Straße brettern. Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir dann zum Stehen. Uns ist nichts passiert nur das Auto war vorne etwas zerstört. Sind dann auf die Suche nach dem Wallaby gegangen und haben es tot im Gebüsch gefunden, gut, dass es gleich tot war und kein Baby dabei hatte. Auf dem Weg nach Hause mussten wir noch zweimal anhalten, weil sich die Verkleidung vom Auto gelöst hatte und am Unterboden entlang schliff. Aus Trotz hat Josh auch einfach noch einen dieser weißen leitpfosten umgefahren. Das haben wir mit Rebecca und ihrem Auto auch mal gemacht, einfach alle umgenietet, war lustig. Zuhause angekommen parkte Josh noch sein Auto während Sina und ich schon zur Tür gangen. Vor der Tür stehend sehen wir, dass diese offen stand und wir dachten da ist/war jemand im Haus, haben unsere Sachen hingeschmissen und sind schreiend zu Josh gerannt. Sind dann durch sein Zimmer ins Haus, er vorraus mit der Axt in der Hand und wir hinten nach. War aber keiner da und es hat sich herausgestellt, dass unser Chef im Haus war, um Wasser für seine Kühe, die neben uns wohnen, zu holen, Gott sei Dank. Sina und ich sind SO froh, dass wir Josh haben, denn alleine könnten wir hier nicht wohnen, viel zu gruslig.  Einmal war einfach das Licht in der Garage an und vor ein paar Tagen hat Josh jemanden mitten in der Nacht vorne an der Straße vorbei gehen sehen während sie einen Horrorfilm gekuckt hatten und Sina panisch in mein Zimmer gestürmt ist. Anzahl der Stunden an Schlaf die ich diese Nacht hatte: 0.

Da das Haus auch ziemlich alt ist macht es immer gruslige Geräusche, Schlaf nicht immer gerantiert.

 

Unser nächstes Vorhaben kam durch eine grandiose Idee von Sina zustande: "Hey lassen wir uns doch ein Kartoffel Tattoo stechen!" Hab dann ein Kartoffeldesign auf den McDonalds Tisch gemalt und so war es entschieden, wir machen das. Zuhause hab ich noch ein paar Skizzen gemacht und am Freitag haben wir uns auf den Weg nach Geelong gemacht, um bei Finn zu übernachten und am nächsten Tag ging's zum Tätowierer. Ich wollte es eigentlich auf die Fußunterseite, aber mir wurde gesagt, dass das unsinnvoll ist, da es schnell verschwindet und so wollte ich es aufs bein und hab noch spontan das Design für mich geändert. Josh kam zuerst dran und bekam seine Kartoffel mit Bannern von miiiir gezeichnet und noch ein Ahornblatt, für seine kanadische Herkunft, tätowiert und ich war die nächste. Sina wollte dann doch erstmal nicht und Rebecca will es sich in Deutschland machen lassen, da sie momentan noch auf Bali ist. Und somit entstand Tattoo Nr.4 und ich liiiiiebe es. Mein Tätowierer war sogar deutsch haha.

 

 

 

 

Schließlich ging es noch zu 4. zum All you can eat und anschließend wieder auf den Weg nach Hause zu den Kartoffeln. Es war schon 11 Uhr abends und aufeinmal kam uns dieses Auto entgegen und hat sofort gedreht und ist uns gefolgt, was mir ziemlich komisch vorkam. Es ist uns eine Weile gefolgt und aufeinmal gehen diese blinkenden Lichter des Polizeiwagens hinter uns an, mit einem kleinem Herzinfarkt bin ich dann an die Seite gefahren und wir haben gewartet. Sina und ich sind richtig eskaliert, da wir beide noch nie von der Polizei angehalten wurden. Wollten auch direkt aussteigen haha und Josh hat gemeint was wir vorhaben und wir sollen einfach ruhig sitzen bleiben. Minutenlang haben wir gewartet bis aufeinmal ein Taschenlampenlicht auf meiner Seite ins Fenster geleuchtet hat. Der Polizist hat mich dann ziemlich über das Auto ausgefragt, ob ich der Besitzer bin, wo es registriert ist, was wir hier machen und ich musste einen Alkoholtest machen. Scheinbar dachte er, das Auto ist gestohlen, da ich ja ein Nummernschild eines anderen Staates hab und auf der Rückscheibe WE LOVE BEER steht. War aber alles gut und Test negativ und somit konnten wir endlich Heim fahren.

 

Vor ein paar Tagen haben wir die Arbeit mit den Kartoffeln beendet, da wir nun alle sortiert haben. Die letzten Tage haben wirdann immer ein Feuer gemacht und uns dann Kartoffeln reingeworfen um sie zum Mittag zu essen, sooo gut. Letztes Wochende war Finn bei uns zu Besuch, da er 4 Tage frei hatte und hatten eine lustige Zeit. Mittwoch waren wir dann mit Luke bei Andrews Haus, haben die Hecken geschnitten und allgemein den garten hergerichtet. Jetzt haben wir wohl den Rest der Woche erstmal keine Arbeit mehr und können nur chillen, leider. Ende der Woche kommt Andrew aus seinem Urlaub zurück und findet uns hofffentlich etwas neues, damit wir hier noch zusammen bleiben können.

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Inge.ploeser@googlemail.com (Samstag, 04 November 2017 19:17)

    Toller und erlebnisreicher Bericht Melisa...
    Schöne Bilder besonders das letzte mit Sonnenuntergang...���